Die Geschichte des SPD-Ortsvereins Rimpar

In der Geschichte der Marktgemeinde Rimpar kann keine andere politische Organisation auf eine so lange Tradition zurückblicken wie unser SPD-Ortsverein.

Die Gründerjahre

1863 gegründet trat die deutsche Sozialdemokratie stets für mehr Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit für deutsche lohnabhängig Beschäftigte ein. Die raschen Erfolge der SPD gaben ihr und ihren Zielen recht. Der Kampf gegen 7-Tage-Woche, Kinderarbeit oder aber den 12-Stunden-Tag und bessere soziale Absicherung verschafften der Partei einen derartigen Zulauf in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, daß sich Reichskanzler Bismarck nur durch den Erlaß der sogenannten Sozialistengesetze zu helfen wußte, ohne dadurch aber die Verbreitung der sozialdemokratischen Idee auch nur im Geringsten zu unterbinden.

Nach Wählerstimmen wurde die SPD im damaligen Reich bereits die stärkste Partei. Auch in den eher agrarisch strukturierten Gebieten machte sich eine neue Generation von Sozialdemokraten daran, Parteigliederungen auf Gemeindeebene ins Leben zu rufen. Im Jahr 1907 faßte man dabei auch in Rimpar Fuß. Politisch durch bevorstehende Reichstagswahlen hoch motiviert gründeten Rimparer Arbeiter den SPD-Ortsverein Rimpar.

Es waren dies:

  • Valentin Beifuß
  • Georg Brendel
  • Donat Grömling
  • Adolf Schömig
  • Paul Schömig
  • Georg Voll
  • Adolf Wagenbrenner
  • Rudolf Wagenbrenner
  • Lukas Will

Von den innerparteilichen Auseinandersetzungen zwischen Revisionisten und Marxisten blieb unser Ortsverein weitgehend unberührt. Hauptaufgabe wurde, die Bevölkerung über die Ziele der SPD zu informieren und in der Kommunalpolitik tätig zu werden. Die Mitgliederzahlen im Ortsverein stiegen stetig - und diese Tatsache zeigte, daß die Arbeit von Erfolg begleitet wurde.

Bereits 1911 waren die vier Sozialdemokraten Donat Grömling, Ludwig Reitzenstein, Johann Schömig und Adolf Wagenbrenner im damaligen Gemeinderat vertreten. Der 1. Weltkrieg unterbrach allerdings die Entwicklung der SPD auf örtlicher Ebene.

Zwischen zwei Weltkriegen

Nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II und der Ausrufung der Republik durch Philipp Scheidemann waren es wir Sozialdemokraten, denen es oblag, das besiegte Deutschland durch einige der schlimmsten Jahre seiner Geschichte zu führen. Wurde die SPD auch stärkste Partei nach den Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung und zum ersten Reichstag nach Kriegsende, gelang auch die Einführung der parlamentarischen Demokratie gegen stärksten Widerstand von rechts und links, die Einführung des allgemeinen wie des Frauenwahlrechts, die Gewerkschaftsfreiheit, des 8-Stunden-Tags, so geriet die SPD zunehmend zwischen zwei Fronten. Für eine neue, zweite Revolution agierten links außen die abgespaltenen Unabhängigen und die Kommunisten. Rechtsaußen kämpften Konservative und die Nazis gegen die Sozialdemokratie, weil sie ihr den demütigenden Frieden von Versailles und die wirtschaftlichen Probleme der Nachkriegszeit anlasteten.

Diese Auseinandersetzungen machten auch vor Rimpar nicht halt. In der Mitgliederstärke hielt sich die SPD mit der KPD die Waage. 1924 gelang es der SPD mit Donat Grömling erstmals das Amt des 1. Bürgermeisters zu besetzen. 1931 wurde Adolf Wagenbrenner sein Nachfolger. Im gleichen Jahr erfolgte die Gründung der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) durch die damalige Unterbezirksvorsitzende Ida Söldner. SAJ-Ortsvorsitzender wurde August Söldner.

Die nationalsozialistische Machtergreifung im Januar 1933, die trotz aller sozialdemokratischer Aktivitäten nicht verhindert werden konnte, brachte erneut einen Einschnitt in die Entwicklung unserer Partei. Die SPD setzte ein letztes mutiges Zeichen, als sie am 23. März 1933 als einzige Partei im Reichstag gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmte, welches den Weg in die grausame Diktatur und den 2. Weltkrieg ebnete, während die Bürgerlichen versagten. Die folgenden zwölf Jahre waren gekennzeichnet durch erbarmungslose Verfolgung, Unterdrückung und Willkür. Die SPD wurde verboten, ihre Organisation zerschlagen.

Bürgermeister Adolf Wagenbrenner wurde abgesetzt und mit weiteren Mandatsträgern der SPD in sogenannte Schutzhaft genommen. Parallel dazu wurde das gesamte Vermögen eingezogen, sämtliche Materialien konfisziert und Versammlungen verboten. Aus diesem Grund existieren keinerlei Unterlagen über die Rimparer SPD aus der Zeit vor 1933. Kontakte wurden durch eine kleine Gruppe von Sozialdemokraten aufrechterhalten, die sich während der gesamten Nazizeit privat trafen und so den Kern eines wieder zu gründenden Ortsvereins nach Hitlers Regime bilden konnten.

Das Ende und der neue Anfang

Am 8. Mai 1945 zerbrach dann das Tausendjährige Reich und zunächst auch jede staatliche Ordnung. Ganz Deutschland wurde von fremden Militärmächten besetzt. Viele alte Freunde kehrten aus dem barbarisch geführten Krieg nicht mehr heim. Andere kamen erst spät aus der Kriegsgefangenschaft zurück, oft noch krank und verkrüppelt.

Der Politik standen nach den Erfahrungen der vergangenen 12 Jahre viele sehr skeptisch gegenüber. Sie wußten auch nicht, was sie mit der wiedergewonnenen Freiheit und der Demokratie anfangen sollten. Die großen Sorgen um die Familie, die Verpflegung derselben und die notwendige Bekleidung und auch oft genug um das Unterkommen beherrschten den größten Teil unseres Volkes.

Auch hier in Rimpar waren es wieder die Sozialdemokraten, die die Initiative ergriffen, um das öffentliche Leben in geordnete Bahnen zu bringen. Unter schwierigsten Verhältnissen galt es nun neu zu beginnen. Adolf Wagenbrenner, den die Nazis 1933 amtsenthoben hatten, wurde nun von den US-Amerikanern als Rimparer Bürgermeister eingesetzt. Sein Amt war zu dieser Zeit eine schwere Aufgabe. Vor allem mußte man für die ausgebombten Würzburger Unterkünfte beschaffen, der Hunger mußte gestillt und die materielle Not beseitigt werden.

Im Februar 1946 traten zum zweiten Mal in der Geschichte unsere alten SPD-Genossen und einige junge Männer zusammen und vollzogen die Neugründung unseres Ortsvereins. Bei den ersten freien Wahlen nach dem Krieg im Frühjahr 1946 wurde Adolf Wagenbrenner mit deutlicher Mehrheit als Bürgermeister in seinem Amt bestätigt. So lenkten wieder einmal Sozialdemokraten die Geschicke unserer Gemeinde.

Neue Zeiten

Auch in den folgenden Jahren bis zum heutigen Tag hat die SPD in Rimpar in der Gemeindepolitik ein gewichtiges Wort mitgesprochen. So stand nach Adolf Wagenbrenner, der bis 1948 als 1. Bürgermeister wirkte, von 1960 bis 1978 mit Heinz Mirus wieder ein Sozialdemokrat an der Spitze des Gemeinderats. Als dritte Bürgermeister wirkten schließlich Ludwig Warmuth von 1966 bis zu seinem all zu frühen Tod 1978 und Herbert Voll von 1984 bis 1990 als Genossen der ersten Stunde nach dem Krieg zum Wohle aller Rimparer.

Ein weiteres Zeichen für den Einsatz unserer Rimparer SPD für die Bürger unserer Gemeinde ist die Tatsache, daß sich bis heute insgesamt 38 Ortsvereinsmitglieder als Gemeinderäte ihre ganze Kraft für Rimpar und seine Ortsteile einsetzten. Zum Beispiel Herbert Voll, der 31 Jahre lang ununterbrochen im Gemeinderat saß und bis 1990 damit dienstältester Rat war.

Das Wirken einer Frau unseres Ortsvereins soll besonders erwähnt werden. Elfriede Knorz, die sich besonders im sozialen Bereich hervorgetan hat, gehörte von 1960 bis 1990 dreißig Jahre lang dem Kreistag an. Von 1978 bis 1996 war sie Mitglied im Gemeinderat. Über die Grenzen des Landkreises Würzburg hinaus bekannt wurde Elfriede Knorz durch ihre erfolgreiche Tätigkeit im Schul-, Sozial- und Fürsorgewesen. Im Jahre 1994 wurde ihr von der SPD-Landesvorsitzenden Renate Schmidt bei einem feierlichen Akt im Rittersaal des Grumbach-Schlosses die Georg-von-Vollmar-Medaille als höchste Auszeichnung der SPD verliehen.

In den 90er Jahren kam auch für den Rimparer SPD-Ortsverein die Zeit des Umbruchs. Beim Kommunalwahlkampf 1990 errang die SPD 8 Mandate, was eine Verbesserung um einen Sitz bedeutete. Diesen einen Sitz verlor man leider nach kurzer Zeit wieder durch den Wechsel eines Fraktionsmitglieds auf die andere Seite. Was aber nichts an der Tatsache änderte, daß in dieser Zeit wichtige Impulse im Bezug auf die Gemeindepoltik von unserer SPD gegeben wurden.

Im Ortsverein tat sich auch so einiges. Die erstmals organisierten Kinder- und Jugendzeltlager, hervorragend geplant von der damaligen OV-Vorsitzenden Sylvia König und betreut von Manfred Schömig, Angelika und Pepi Fischer ließen die Kids unvergeßliche Stunden erleben.

Politische Weiterbildung hautnah konnte bei Besuchen im Bonner Bundestag, dem Münchener Maximilianeum oder in Berlin, der neuen alten Hauptstadt erlebt werden. In unserer Gemeinde selbst fanden z. B. eine Podiumsdiskussion zum Thema Hauptschule statt, die von sehr vielen interessierten Eltern besucht und dankbar angenommen wurde.

Um die Jahreswende 1995/96 war für die Rimparer SPD ein Generationswechsel angesagt, wie er bisher noch nie dagewesen war. An die Spitze des Ortsvereins trat nach dem Rücktritt von Sylvia König ihr Stellvertreter Christian Kelle, der zusammen mit seinen beiden neuen Stellvertretern Harald Schmid und Josef Fischer den Kommunalwahlkampf 1996 organisierte. Von den alten Gemeinderäten trat nur noch Josef Dattler an, die anderen legten ihre Ämter aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen, aber auch durch Umzug nieder.

Mit einem völlig neuen Team um Harald Schmid als Bürgermeister-Kandidaten zog man, tatkräftig unterstützt durch Elfriede Knorz, in den Kampf um Sitz und Stimme im Rathaus. Trotz dieses Mankos eroberte die Rimparer SPD wieder 5 Sitze und brachte neben Josef Dattler als Senior die Nachwuchsräte Elke Weippert, Harald Schmid, Christian Kelle und Josef Fischer ins Grumbach-Schloß.

Einige Jahrzehnte sind in der Geschichte der Marktgemeinde Rimpar keine große Zeitspanne, doch für uns Sozialdemokraten ein Markstein in unserer Parteigeschichte. Viele von uns haben durch ihren tagtäglichen Einsatz, oft unter materiellen und persönlichen Opfern, für die geistige und politische Freiheit und soziale Gerechtigkeit gearbeitet und gekämpft. Ihr selbstloses Wirken sei uns allen Vorbild und Ansporn, aber auch Auftrag und Verpflichtung, nicht müde zu werden, um unsere Aufgaben zum Wohle unserer Mitbürger zu erfüllen.